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Wie jeder etwas für das Klima tun kann!

glückliche Familie im Wald

Einleitung

Immer mehr Menschen möchten etwas für den Schutz unseres Klimas tun oder aus finanziellen Gründen weg von fossiler Energie kommen. Doch nicht immer scheint die Umsetzung einfach zu sein, sollen wir weniger Plastik verwenden oder mehr Radfahren? Doch welches sind unsere Hauptemissionen überhaupt und welche Möglichkeiten gibt es, um sie zu reduzieren? In diesem Artikel beschreiben wir, was jeder selber tun könnte, um Emissionen zu reduzieren, und wo wir im Privaten an unsere Grenzen stoßen, an denen die Politik übernehmen und unterstützen müsste. Der Artikel soll also keine strikten Handlungsanweisungen diktieren, sondern Handlungsvorschläge für Leute aufzeigen, die nach Möglichkeiten suchen, ihren CO2-Fußabdruck [1] zu reduzieren. Dabei beleuchten wir folgende drei Personen, die beispielhaft eine bestimmte Personengruppe repräsentieren sollen (Details in Tabelle 3 am Ende des Artikels. Für die Berechnungen haben wir den CO2-Rechner des Umweltbundesamts verwendet: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/):

Kurze Beschreibung der Personengruppen

  • Person A (sparsam): mietet eine eher kleine Wohnung, macht keine Flugreisen, nutzt ausschließlich ÖPNV und Fahrrad, konsumiert wenig.
  • Person B (Durchschnitt): mietet eine eher mittelgroße Wohnung, fliegt ca. 1x im Jahr nach Barcelona, benutzt eher überwiegend eigenes Auto, nutzt teilweise ÖPNV, hat durchschnittlichen Konsum.
  • Person C (wohlhabend): besitzt ein Haus, fliegt ca. 2x im Jahr nach Barcelona und 1x im Jahr nach Bali, benutzt überwiegend eigenes Auto, nutzt selten ÖPNV, hat großzügigen Konsum.

Ergebnisse

Abbildung 1: CO2-Emissionen (in Tonnen CO2,eq) der drei verschiedenen Personen (zum Vergrößern klicken)

Die mit dem CO2-Rechner berechneten Emissionen der drei Personen sind in Abbildung 1  zusammengefasst. Der (deutsche) Durchschnitt (Person A) emittiert ca. 10 Tonnen CO2 pro Jahr, was etwa doppelt so viel ist wie in Frankreich oder Spanien und ca. 10-20 Mal so viel wie in Ländern Afrikas (siehe Länderübersicht bei Wikipedia). Die wohlhabende Person (Person C) hat einen noch höheren CO2-Ausstoß: So emittiert sie mit mehr als 21 Tonnen pro Jahr knapp das Doppelte des Durchschnitts (und damit ungefähr das Vierfache einer Person aus Frankreich oder Spanien) und gut das Dreifache der sparsamen Person. Allein ihre Emissionen im Bereich »Mobilität« sind höher als der Gesamtausstoß der sparsamen Person.

Obwohl sich die drei Personen in der Höhe ihrer jeweiligen Emissionen stark unterscheiden, zeigt ein Blick in Tabelle 1, dass die drei Hauptemissionsquellen bei allen drei dieselben sind: »Wohnen«, »Mobilität« und »Sonstiger Konsum« (Ausnahme bildet die sparsame Person, die bei »Mobilität« einen deutlich geringeren CO2-Ausstoß hat). Das heißt, in diesen drei Bereichen kann jede der drei Personen am meisten bewirken. Daher wollen wir uns im Folgenden auf diese Hauptsektoren fokussieren und zeigen, was die Personen praktisch umsetzten könnten, um ihre Emissionen zu verringern. Dabei ist der Handlungsspielraum der drei Personen aber sehr unterschiedlich. 

WohnenStromMobilitätErnährungSonstiger KonsumÖffentliche Emissionen
Person A (sparsam)xxx
Person B (Durchschnitt)xxx
Person C (wohlhabend)xxx
Tabelle 1: Die drei Hauptsektoren der Emissionen nach Personengruppe

Die wohlhabende Person kann am meisten einsparen, und das mit vergleichsweise geringem Aufwand: Schon der Transkontinentalflug von 34 Stunden, was etwa einem Flug von Frankfurt nach Bali und wieder zurück entspricht, macht gut ein Viertel ihrer Gesamtemissionen aus. Würde diese Person stattdessen ein Reiseziel in Zugnähe wählen, hätte Sie schon einen Großteil ihrer Mobilitätsemissionen eingespart – ohne auf Urlaub zu verzichten. Zudem hat sie viele Handlungsoptionen, da sie ein Haus besitzt, das saniert werden kann. Auch Person B (deutscher Durchschnitt) hat noch viele Möglichkeiten CO2 zu reduzieren, nicht nur in den Hauptbereichen Mobilität und Konsum, in denen die meisten Emissionen entstehen (zu Details siehe unten). Die sparsame Person (C) lebt schon sehr klimafreundlich. Sie hat viel begrenztere Möglichkeiten CO2 weiter zu reduzieren. Sie müsste z.B. erst den Vermieter davon überzeugen, eine Solaranlage auf dem Dach anzubringen. Sie könnte auch den schon sparsamen Konsum nur schwer noch weiter einschränken. Doch kommen wir nun zu konkreten Handlungsmöglichkeiten.

Handlungsoptionen

Es gibt eine Vielzahl von Handlungsoptionen, auch bei den Hauptbereichen Wohnen, Mobilität und Konsum. Diese sind in folgender Tabelle zusammengefasst (zu den Details siehe unten):

Tabelle 2: Zusammenfassung der Handlungsoptionen je nach Person

1. Hauptsektor: Mobilität

Reisende wartet auf Zug

Paris, Prag, Basel, Amsterdam, Kopenhagen – nur weil man nicht mit dem Flugzeug fliegt, bedeutet das nicht, dass diese Reiseziele wegfallen! Es gibt mittlerweile zahlreiche Zug- und Busanbindungen an beliebte Städte im europäischen Ausland: So fährt man beispielsweise mit dem Zug nur etwa zweieinhalb Stunden von Karlsruhe nach Paris, braucht ca. vier Stunden von Berlin nach Prag und ungefähr drei Stunden von Köln nach Amsterdam.

Auch in Deutschland gibt es viele Orte, die definitiv einen Besuch wert und bequem mit der Bahn erreichbar sind. Eine Übersicht über Reiseziele in Deutschland findest du hier. Wer aber gerne in eine komplett andere Kultur eintauchen und in ferne Länder reisen möchte, wird um den Flieger nicht herumkommen. Von solchen Reisen – allein damit sie etwas Besonderes bleiben – muss man aber nicht gleich drei in einem Jahr machen. Stattdessen könnte man sie 1x im Jahr bereisen und dafür einen längeren Aufenthalt planen, damit sich die lange Anreise, der Jetlag, den man ggf. in Kauf nimmt, und eine evtl. Temperaturumstellung so richtig lohnen.

mit Fahrrad zur Arbeit

In Bezug auf die Mobilität im Alltag könnte man sich den morgendlichen Stau auf dem Weg zur Arbeit oder die Parkplatzsuche ersparen, indem man, wenn möglich, auf ÖPNV umsteigt. Zumindest in den Großstädten gibt es ein bereits gut ausgebautes Verkehrsnetz mit regelmäßigen Verbindungen. Für Menschen, die auf dem Land wohnen, wo alle Stunde ein Bus fährt, ist dies natürlich keine Option: Hier müsste die Politik aktiv werden und das Bus- und Bahnnetz vor allem in ländlicheren Regionen besser ausbauen. Insgesamt könnte es dabei für eine rege Nutzung des ÖPNV auch einfache und für jeden bezahlbare Tickets geben. Und als Alternative für den wöchentlichen Gang ins Fitnessstudio könnte man auch mehr Strecken mit dem Fahrrad absolvieren, vorausgesetzt, ein geeignetes und sicheres Radwegenetz ist schon vorhanden. Am Beispiel Kopenhagen sieht man, wie dies möglich ist und vor allem, wie stark die Radwege auch benutzt werden, wenn sie vorhanden sind.  Für Leute, die sich nicht gleich ein Fahrrad kaufen möchten oder auf dem Rückweg vielleicht doch lieber den Bus nehmen, wären Fahrradausleihstationen und -abgabestellen ein attraktives Angebot.

Diskrepanz des CO2-Ausstoßes verschiedener Transportmittel (pro km/Passagier)
Abbildung 2: Diskrepanz des CO2-Ausstoßes (pro km/Passagier) verschiedener Transportmittel (Quelle: EEA, zum Vergrößern klicken)

Besonders der Durchschnitt und vor allem die wohlhabende Person könnten mit einer Umstellung ihrer (Alltags-)Mobilität eine Menge bewirken. Bei letzterer entsteht knapp die Hälfte ihrer Gesamtemissionen durch die Mobilität, bei dem Durchschnitt ist es immerhin ca. ein Fünftel. Gerade beim Reisen macht es für die entstehenden Emissionen einen enormen Unterschied, ob man das Flugzeug oder die Bahn nimmt: Bei gleicher Strecke emittiert das Flugzeug etwa 20 Mal mehr CO2 als der Zug (vgl. Abbildung 2). Die sparsame Person ist in Hinsicht Mobilität vorbildlich, da sie bereits nur mit Zug und Fahrrad unterwegs ist.



2. Hauptsektor: Wohnen

Wärmepumpe vor Haus

Hausbesitzer, wie Person C, können beim Wohnen besonders viel umsetzen, und das gleich dreifach: Beim Dämmen, beim Heizen und durch Stromerzeugung mit Photovoltaik. Gerade jetzt lohnt es sich, diese drei Schritte sehr bald anzugehen, denn Rohstoffpreise steigen und mit jedem Winter, in dem ein Haus noch nicht saniert ist, geht Ersparnis verloren. Auch mit der Installation einer Solaranlage sollte man nicht zu lange warten, u.a. durch bessere Rahmenbedingungen (z.B. weniger Bürokratie und höhere Vergütung bei Einspeisung), die dieses Jahr auf den Weg gebracht wurden, wird die Nachfrage die nächsten Jahre vermutlich weiter ansteigen. 


Thermostat

Der Durchschnitt (Person B) und die sparsame Person (A) besitzen zwar kein Haus, können aber dennoch einiges bewirken und dadurch sogar Geld sparen: Mittels programmierbarer Thermostate (Preis: 10-20 €) ist es möglich, 30% weniger Energie zu verbrauchen, was in etwa einer Tonne CO2 oder einigen hundert Euro weniger in der Gasrechnung entspricht. Falls die Mittel zur Verfügung stehen, könnten sie auch darüber nachdenken, Balkonkraftwerke anzubringen, um selber Solarenergie zu produzieren (mehr zu dem Thema findest du hier). Die Vermieterin/der Vermieter könnte daran anknüpfen und sich um eine bessere, klimafreundliche Dämmung in den Mietshäusern kümmern sowie Solarthermie-Anlagen auf dem Dach anbringen, wodurch mittels Sonnenenergie Wärme produziert wird. Auch indirekt über die Vermieterin/den Vermieter könnte eine Mieterin/ein Mieter also etwas ändern. Bei all den Maßnahmen müsste die Politik entsprechende Unterstützung leisten bzw. Vorgaben zu klimafreundlichen Sanierungsmaßnahmen machen, damit diese umgesetzt werden können.


3. Hauptsektor: Sonstiger Konsum

Das Angebot wächst rasant in nahezu allen Bereichen: Handys, Klamotten, Möbelstücke usw. Es suggeriert einem, immer das neueste Modell und immer noch ein weiteres Kleidungsstück haben zu müssen. Dabei könnte man sich statt fünf neuer Pullis von mittelmäßiger Qualität besser mit einem hochwertigen, besonders schönen Pullover belohnen, bei dem man sich mit jedem Tragen über die Qualität freut und darüber, einen guten Kauf getätigt zu haben.

glückliche Freunde im Wald

Auch der Konsum von bestimmten Lebensmitteln treibt den CO2-Verbrauch in die Höhe. Glücklicherweise ist aber eine Ernährung, die für uns Menschen gesund ist, auch für das Klima gesund. Gönnt man sich also eine gesunde Ernährung mit frischen, regionalen Lebensmitteln, ist dies eine Win-Win-Situation für das Klima und für sich selber.

Ein »sich gönnen« muss aber nicht unbedingt materiell sein: Zu noch nachhaltigerem und langlebigerem Glück führt Zeit, die man mit Familie und den engsten Freunden verbringt, die Aktivitäten, die man gemeinsam unternimmt und die Erinnerungen, die dabei entstehen. Mehr dazu erfährst du in unserem Glücksartikel.


Zusammenfassung

Es gibt also doch eine Menge, was jeder selber machen kann (vgl. Tabelle 2). Möchten Sie/Du nun aktiv werden? Dann machen Sie den CO2-Check jetzt für sich und überlegen, wie Sie die drei Hauptemissionsquellen angehen! Die oben aufgeführten Handlungsoptionen zeigen, dass Klimaschutz machbar ist, und dass sie nicht nur nachhaltig für unseren Planeten, sondern auch für unser Wohlbefinden sind!





Detaillierte Angaben zu den Berechnungen

Als Berechnungsgrundlage für die Ergebnisse wurden folgende Angaben verwendet:

Person A (sparsam)Person B (Durchschnitt)Person C (wohlhabend)
Wohnen2-Personen-Haushalt, 50m22-Personen-Haushalt, 95m22-Personen-Haushalt, 130m2
Energiequellefossile Heizung, Strommix
Energieverbrauch (kWh/Jahr)
– Heizung7236,84 kWh13.750 kWh22.750 kWh
– Strom2500 kWh3100 kWh3700 kWh
Mobilität (Angaben/Jahr)
– Auto6500 km15.000 km
– ÖPNV2000 km2000 km100 km
– Fahrrad500 km
– Flugreisen Europa4 Stunden10 Stunden
– Flugreisen transkontinental34 Stunden
Kaufverhaltensparsamdurchschnittlichgroßzügig
Konsumausgaben (€/Monat)350€500€550€
Nettohaushaltseinkommen (€/Monat)2500 – 5000€2500 – 5000€> 5000€
ErnährungMischkost
CO2-Ausstoß6,50 Tonnen10,78 Tonnen21,55 Tonnen
Tabelle 3: Eingaben in CO2-Rechner als Berechnungsgrundlage

[1] Manche denken jetzt vielleicht: »Ja aber der CO2-Rechner ist doch für die riesigen Energiekonzerne nur eine Möglichkeit, ihre gesamte Verantwortung auf uns Bürger abzuwälzen!« Tatsächlich ist dieser Gedanke berechtigt, da dies die ursprüngliche Motivation des CO2-Rechners war (siehe hierzu z.B. diesen Artikel der ARD: https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/co2-fussabdruck-carbon-footprint-shell-exxon-bp-taeuschung-klima-100.html). Aber ist der Umkehrschluss, nichts zu machen und darauf zu warten, dass die Energiekonzerne etwas ändern? Wozu, wenn doch auch jeder selber etwas tun kann, ohne dabei an Lebensqualität zu verlieren?

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