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Balkonkraftwerke – Start in die Energiewende auch für Mieter

Balkonkraftwerk am Balkongeländer
Mini-PV-Anlage am Balkongeländer (Foto: J. Neumann)

Immer mehr Menschen möchten die Energiewende vorantreiben und selber aktiv werden. Im privaten Bereich können Hausbesitzer sehr viel umsetzten: Eine Solaranalage auf Dach und Garage bauen, Dämmen oder Wärmepumpen installieren (siehe dieser Artikel). Doch auch Mieter können bei der Energiewende mitmachen und ganz legal ihren eigenen Strom produzieren, nämlich mit sog. Balkonkraftwerken oder „Mini-PV-Anlagen“. Diese bestehen aus ein bis zwei Photovoltaikmodulen und einem Wechselrichter. Man kann das steckerfertige Solargerät am Balkon oder einer Hauswand befestigen oder in den Garten stellen, je nachdem, was bei der Mietwohnung praktikabler ist. Der Strom aus dem Photovoltaik-Modul) wird mit Hilfe des Wechselrichters in 230 V umgewandelt und in das eigene Hausnetz gespeist. Das ist technisch einfach möglich, z.B. durch Einstecken in eine Wandsteckdose. Die Kosten betragen insgesamt ein paar Hundert Euro. Fertige Sets gibt es bei diversen deutschen Onlineanbietern zu kaufen, steckerfertig ab ca. 350,- €. Im Folgenden werden Fragen zu Balkonkraftwerken beatwortet, gefolgt von Links zu weiteren Informationen und Anbietern. Danach heißt es eigentlich nur kaufen und loslegen!

Warum ein Balkonkraftwerk?

Viele Menschen möchten aktiv mitmachen und eigenen Strom produzieren. Manche betreiben Balkonkraftwerke als Hobby oder aus Klimaschutzgründen, andere aus wirtschaftlichen Gründen. Immerhin sind Stromkostenersparnisse von 80,- bis 160,-€ jährlich drin. In jedem Fall bietet ein Balkonkraftwerk eine sehr einfache Möglichkeit, selber Strom zu produzieren und zu nutzen.

Welche PV Module kommen in Frage?

Balkonkraftwerke sind Anlagen bis zu einer Leistung von 600 W. Dabei hängt die Leistung nicht alleine von den Solarmodulen ab, sondern auch vom Wechselrichter. Wenn der Wechselrichter maximal 600 W liefern kann, ist es egal, ob die PV Module mehr leisten, in jedem Fall wird die Anlage maximal 600 W liefern. Bei Solarmodulen wir die Leistung übrigens in Watt Peak oder Wp angegeben. Das bedeutet, ein PV Modul mit z.B. 370 Wp leistet maximal, also bei idealer Sonneneinstrahlung, 370 Watt. In der Regel (ja nach Ausrichtung und Wetter) leistet ein Modul weniger. Wenn Balkonkraftwerke maximal 600 W leisten dürfen, bringt es etwas, einen 600 W Wechselrichter mit beispielsweise 1000 Wp Solarpanelen zu bestücken? Ja, durchaus. Der Wechselrichter wird zwar maximal 600 W liefern, aber bei schlechtem Wetter oder suboptimalem Sonnenstand liefert ein 600 Wp Modul ja keine 600 Watt, sondern vielleicht nur 20% der Maximalen Leistung. Dann werden 1000 Wp Module natürlich mehr Strom erzeugen als 600 W PV Module.

Wer mehr Leistung als 600 W möchte, muss einen Elektroinstallateur für die Anmeldung der Anlage bemühen.

Wieso ein Wechselrichter?

Solarmodule liefern in der Regel um die 12-48 Volt für Gleichstrom. Um diese niedrige Spannung für Haushaltsgeräte nutzbar zu machen, braucht man einen Wechselrichter, der die Spannung auf die üblichen 230 V erhöht (Wechselstrom). Zudem haben Wechselrichter eine wichtige weitere Aufgabe, nämlich zu erkennen, ob der Stecker des Wechselrichters an ein Stromnetz angeschlossen ist. Ist er das nicht, stoppt der Wechselrichter in Sekundenbruchteilen die Stromzufuhr. Daher können Balkonkraftwerke auch mit Schuko-Stecker (also einem normalen Haushaltsstecker mit Schutzkontakt) betrieben werden, ohne dass man einen Stromschlag bekommt, wenn man den Stecker zieht und die Kontakte berührt.

Wie kommt der Strom in mein Netz?

Es gibt zwei Möglichkeiten die PV-Anlage über den Wechselrichter anzuschließen. Die teurere Möglichkeit ist einen sogenannten Wieland-Stecker vom Elektroinstallateur einbauen zu lassen. Dieser Stecker ist so gebaut, dass man physisch nicht an die Stromkontakte gelangen kann, was besonders sicher sein soll. Der Hersteller dieses Steckers (für den ein Patent eingetragen ist) arbeitete auch an der entsprechenden VDE Norm mit, dort wird der Wieland-Stecker dort nun explizit als Beispiel für die Anschlussmöglichkeit genannt. Die einfachere Möglichkeit ein Balkonkraftwerk anzuschließen, ist über eine ganz normale Haushaltssteckdose. Hier übernimmt der Wechselrichter die Aufgabe, vor Stromschlag zu schützen. Dieser erkennt, ob Kontakt mit einem Stromnetz besteht und leitet nur dann Strom in den Stecker, wenn dieser eingesteckt ist. Es gibt diverse Webseiten und Youtube Videos, in denen die Sicherheit demonstriert wird).

Wie richte ich die PV Module aus?

Die Montage am Balkongitter ist denkbar einfach (Foto: J. Neumann)

Die meisten Menschen werden intuitiv versuchen Solarmodule nach Süden in Richtung Mittagssonne auszurichten. Das kann sinnvoll sein, wenn man beispielsweise zuhause arbeitet und mittags am meisten Strom verbraucht. Viele Menschen verbrauchen aber am meisten Strom morgens und abends, weil sie tagsüber arbeiten gehen. Dann kann es besser sein ein Modul nach Osten und/oder nach Westen auszurichten.

Strom speichern?

Man kann den Strom aus einer Solaranalage natürlich auch speichern, beispielsweise, um ein Gartenhäuschen oder ein Wohnmobil autark mit Strom zu versorgen, oder um im Falle eines Stromausfalls mit Notstrom versorgt zu sein. Dann spricht man aber nicht mehr von einem Balkonkraftwerk, sondern von einer sog. Inselsolaranlage.

Anmeldung und Bürokratie?

Viel Bürokratie ist für den Betrieb eines Balkonkraftwerkes nicht nötig, zwei Dinge sind vorgeschrieben: 1. Anmeldung beim Netzbetreiber, 2. Eintragung im Marktstammdatenregister (online). Beides ist in wenigen Minuten erledigt.

Netzbetreiber möchten wissen, wer Balkonkraftwerke betreibt, weil dies bei der Strombedarfsermittlung hilft. Man sollte den Netzbetreibern also Bescheid geben, wenn man eine Anlage nutzt. In der Vergangenheit versuchten manche Netzbetreiber die Anmeldung zu erschweren, doch inzwischen ist die Anmeldung meist mit einem einfachen Formular erledigt. Man braucht keine Zustimmung eines Netzbetreibers, man muss ihn nur informieren (d.h. die Anlage anmelden).

Beachten sollte man aber, dass man nur einen Vorteil hat, wenn man den Strom aus dem Modul selbst verbraucht. Produziert man mehr Strom als man verbraucht, speist man den Strom ins Stromnetz ein.Bei alten Zählern, die noch keine sog. Rücklaufsperre haben (siehe Symbol Symbol Rücklaufsperre oder Symbol Rücklaufsperreauf dem Zähler), dreht der Zähler rückwärts, solange mehr Strom vom Balkonkraftwerk kommt als man im Haushalt braucht. Dies wird in Deutschland als Problem gesehen, daher muss der Netzbetreiber dann den Stromzähler zu erneuern (dazu ist der Netzbetreiber sowieso verpflichtet, denn bis 2032 müssen Netzbetreiber alle alten Zähler mit neuen, smarten Zählern ersetzten). Natürlich sehen es Netzbetreiber nicht gerne, wenn sie weniger Strom verkaufen können und versuchen, die Anmeldung daher zu erschweren, gelegentlich auch durch falsche Behauptungen (bspl. Nennung von veralteten Normen oder solchen, die für Balkonkraftwerke gar nicht verpflichtend sind, näheres gibt es hierzu auch in den Links am Ende des Artikels; gemäß der VDE-Anwendungsrichtlinie VDE AR-N 4105:2018 ist der Einsatz eines Steckersolargerätes mit direkten Einspeisung über eine Steckdose in einen Stromkreis des Haus- bzw. Wohnungsnetzes grundsätzlich zulässig). Daher nutzen manche Menschen Ihre Balkonkraftwerke ohne Anmeldung.

Wegen des bürokratischen Aufwands macht es bei einem Balkonkraftwerk keinen Sinn, eine Einspeisegebühr zu verlangen (man müsste dazu auch ein Gewerbe anmelden). Der zu erwartende Betrag ist oft nicht größer als die Verwaltungsgebühr.

Messen und Spaß an der Stromerzeugung

Natürlich möchte man wissen, wie viel Strom man erzeugt hat. Dazu gibt es inzwischen sehr viele Möglichkeiten. Viele Wechselrichter sind WLAN-fähig und erlauben es mit einer App die Stromerzeugung, den Verbrauch, u.v.m. einzusehen und aufzuzeichnen. Es gibt auch smarte Stecker, bei denen der Verbrauch oder die Erzeugung über das WLan-Netzwerk einsehbar ist. Die Nutzung dieser Aufzeichnungsmöglichkeiten bringt in jedem Fall viel Spaß.

Links

Links mit Antworten auf Fragen rund um Balkonkraftwerke:

Videos zu Balkonkraftanlagen:

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Ein Rechner für Balkonkraftwerke der THW Berlin (berechnet Bedarf, Ersparnis, Emissionsvermeidung und Amortisation):

Wo kann ich Balkonkraftwerke kaufen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, es gibt viele weitere)?

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