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Sonderbericht der WHO zum Klima: Alleine durch Luftverschmutzung 7 Mio Todesfälle pro Jahr

Luftverschmutzung

Anfang August hat der Weltklimarat (IPCC) den ersten Teil des sechsten Sachstandsberichts zum Klimawandel veröffentlicht, dessen Inhalt zum einen alarmierend ist, zum anderen aber auch Hoffnung gibt: Auf der einen Seite wurde berichtet, dass die 1,5 Grad-Erwärmung früher eintritt als erwartet und dass Extremwetterereignisse in allen Teilen der Welt zugenommen haben. Auf der anderen Seite wurde inzwischen zweifelsfrei erkannt, dass ganz alleine der Mensch für die Klimaveränderung verantwortlich ist, was eine gute Nachricht ist! Denn, so der Weltklimarat, wir können die Emissionen immer noch stoppen und so das Schlimmste vermeiden. 

Dass Klimaschutz durchaus eine gute Idee ist, zeigt der jüngste Sonderbericht der WHO

Laut Sonderbericht der WHO beeinträchtigt die Klimakrise schon jetzt die Gesundheit vieler Menschen [1]: Verletzungen und Todesfälle durch Extremwetterereignisse und Hitzewellen, Todesfälle durch Atemwegserkrankungen (Luftverschmutzung) und Wasserknappheit, durch Vektoren übertragene Krankheiten (z.B. Moskitos) und weitere Gesundheitsrisiken. Neben diesen körperlichen Risiken sei auch die psychische Gesundheit vom Klimawandel betroffen. Diese gesundheitlichen Gefahren für den Menschen wirken sich wiederum belastend auf Gesundheitssysteme aus.

Dass die Luftverschmutzung ein großes gesundheitliches Risiko ist, beschreibt die WHO an mehreren Stellen des Berichts: Das Verbrennen fossiler Brennstoffe habe den größten Anteil an der Luftverschmutzung [2]. Gleich zu Beginn daher die klare Botschaft: »Die Verbrennung fossiler Brennstoffe bringt uns um« [3]. Über 90% der Menschen atmeten verschmutzte Luft in ungesundem Ausmaß ein; pro Jahr koste dies sieben Millionen Menschen das Leben.

Trinkwasserwasser

Denn: Die Luftverschmutzung erhöhe laut Bericht kardiovaskuläre Krankheiten und Atemwegserkrankungen sowie die Krankheitslast durch die Infektion der Atemwege, erhöhe die Zahl der Frühgeburten und andere Todesursachen bei Kindern und Säuglingen [4]. Jedes Jahr sterben 1,7 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an den Folgen der Umwelteinflüsse, heißt es an einer anderen Stelle im Bericht. Eine Milliarde Kinder seien schon jetzt extrem von den Folgen des Klimawandels betroffen [4]. Daher wird in dem Bericht gefordert, das Verbrennen fossiler Energieträger drastisch zu senken. Die Einhaltung der von der WHO festgelegten Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid, könne die Zahl der Todesfälle um 80% senken [6].

Aber nicht nur die Luftverschmutzung im Freien sei ein Problem, ebenso würden 2,6 Milliarden Menschen ungesunde Luft in ihrem Haushalt einatmen [7]. Da in vielen Haushalten immer noch ineffiziente Öfenangeschlossen seien, die ihre Energie u.a. aus Holz, Biomasse und Holzkohle beziehen, führe dies zu einer Luftverschmutzung, an der pro Jahr Millionen Menschen sterben [8].

Ein weiterer Punkt, der im Bericht angeführt wird, ist die Notwendigkeit der Biodiversität und von Ökosystemen. Eine Zerstörung dieser gefährde zunehmend die Verfügbarkeit von sauberem Wasser und sauberer Luft sowie unsere Ernährungssicherheit. Der Verlust biologischer Vielfalt erhöhe zudem das Risiko von Infektionskrankheiten [9].

Die Folgen der Verbrennung fossiler Brennstoffe ist schon länger bekannt

Die im Bericht aufgeführten gesundheitlichen Risiken sind schlimm, aber viele davon nicht neu: Es ist lange bekannt, dass das Einatmen von Feinstaubpartikeln zu Lungenkrebs und Lungeninfarkten führen kann, ebenso können die Partikel in die Blutbahn gelangen und somit Herzinfarkte, Schlaganfälle und Demenz bewirken [10]. Trotzdem werden die von der WHO festgelegten Grenzwerte der luftverschmutzenden Stoffe in vielen Teilen Deutschlands weiterhin überschritten (Stand 2020) [11]. Daher ist das Ergebnis einer aktuellen Harvard-Studie eigentlich nicht überraschend: In Deutschland sterben mehr Menschen durch die Luftverschmutzung als durch das Rauchen [12]. Auch über die Auswirkungen von Hitzewellen auf den menschlichen Organismus weiß man bereits, dass hohe Temperaturen das Herz-Kreislaufsystem belasten und die Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkten, kardiovaskulären Erkrankungen und Nierenerkrankungen erhöhen [13]. Ebenso ist die Belastung der psychischen Gesundheit keine neue Erkenntnis des Berichts. Dass Naturkatastrophen und Unwetterereignisse wie z.B. das Hochwasser im Juli 2021 in Deutschland nicht nur im Landschaftsbild ihre Spuren hinterlassen, ist wenig überraschend: So können nach bisherigen Veröffentlichungen Depressionen, Traumata und Angstzustände die Folge der Erfahrung eines solchen Ereignisses sein, ebenso Existenzängste, die Sorge um Lebensgrundlagen, den Job, die Familie. Zudem werden bei hohen Temperaturen im Zuge von Hitzewellen vermehrt Stresshormone ausgelöst, die Fähigkeit logischen Denkens wird vermindert und sogar die Gewaltbereitschaft erhöht [14].

Lösungen

Fest steht also: Es gibt jetzt schon deutliche gesundheitliche Folgen für uns Menschen und viele Opfer durch den Klimawandel. Seine Gefahren für die Erde betreffen uns Menschen gleichermaßen, oder in den Worten des WHO-Generaldirektors Tedros Ghebreyesus: »Die gleichen nicht nachhaltigen Entscheidungen, die unseren Planeten töten, töten Menschen« [15]. 

Erneuerbare Energie

Wir haben aber die Chance, andere Entscheidungen zu treffen und die weitere Entwicklung mit Blick auf eine sichere, langanhaltende Zukunft zu beeinflussen. Der Bericht gibt dazu zehn Empfehlungen für Regierungen heraus, wie die Gesundheit der Menschen und des Planeten durch Umstrukturierung in verschiedenen Bereichen geschützt werden könne, darunter im Energiesektor, im Verkehr, in der Natur, in Lebensmittelsystemen und Finanzen.

Konkret wird ein »gerechter und integrativer Übergang zu erneuerbaren Energien« [16], aber auch der »Vorrang für Fußgänger, Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel« [17] bei der Stadtgestaltung gefordert.

Klimaschutz bietet uns eine Reihe grüner Alternativen, die wir zwar schon entdeckt haben, aber noch nicht ausreichend nutzen. Es ist unsere Chance, eine neue Lebensqualität zu erfahren. Warum nutzen wir bewusst die endlichen Ressourcen des Planeten anstatt aus den unendlichen Energiequellen zu schöpfen? Arbeiten wir doch mit dem Planeten zusammen und erhalten mit Ökosystemen wie üppigen Regenwäldern und fruchtbaren Mooren die »natürliche[n] Verbündete[n] beim Klimaschutz« [18], die er uns zur Verfügung stellt.


Quellen

  1. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 3. Online 
  2. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 31. Online
  3. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 11. Online
  4. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 31. Online
  5. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 58. Online
  6. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 33. Online
  7. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 32. Online
  8. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 32. Online
  9. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 42. Online
  10. https://www.klimawandel-gesundheit.de/haeufigere-atemwegserkrankungen-neu/, aufgerufen am 18.10.2021
  11. https://www.tagesschau.de/ausland/who-klimaschutz-101.html, aufgerufen am 18.10.2021
  12. https://www.klimawandel-gesundheit.de/haeufigere-atemwegserkrankungen-neu/, aufgerufen am 18.10.2021
  13. https://www.klimawandel-gesundheit.de/hitze-und-ihre-folgen/, aufgerufen am 18.10.2021
  14. https://www.klimawandel-gesundheit.de/hitze-und-ihre-folgen/, aufgerufen am 18.10.2021
  15. https://www.who.int/news/item/11-10-2021-who-s-10-calls-for-climate-action-to-assure-sustained-recovery-from-covid-19, aufgerufen am 15.10.2021
  16. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 1, Punkt 2. Online
  17. WHO, 2021. The Health Argument for Climate Action. COP26 Special Report on Climate Change and Health, S. 1, Punkt 6. Online
  18. https://taz.de/Zerstoerung-des-Amazonas-Regenwalds/!5804546/, aufgerufen am 18.10.2021

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