Klimaschutz ist machbar!
Immer wieder hört man beim Thema Klimaschutz, was alles nicht funktioniert, was zu teuer, was technologisch noch nicht weit genug entwickelt oder nicht umsetzbar ist. Dabei gibt es bereits viele Entwicklungen und Ideen, die den Klimaschutz in die Praxis umsetzen und zeigen, was alles nicht nur theoretisch möglich, sondern auch wirklich machbar ist! Aus diesem Grund haben wir unsere Themen-Reihe »Es ist machbar!« entwickelt, mit der wir euch regelmäßig über Positivbeispiele für das Gelingen des Klimaschutzes auf dem Laufenden halten möchten.
Chancen erkennen statt verbrennen!
Wohin mit Bergen an nicht-recycelbarem Plastik und Tonnen an verschmutztem Altöl? Die »Biofabrik« aus Dresden hat innerhalb der letzten Jahre eine Antwort darauf gefunden und Technologien entwickelt, wodurch sie das Wort »recycelbar« ganz neu definiert hat: Mithilfe der WASTX-Oil-Technologie wird verschmutztes Mineralöl gereinigt und wiederverwendbar gemacht; in sogenannten WASTX Plastic Anlagen wird Plastik, das auf herkömmliche Weise nicht recycelt werden kann, mittels Pyrolyse zu synthetischem Rohöl weiterverarbeitet. Dieser Produktionsprozess ist CO2-frei. Anstatt also Plastik und Altöl ins Meer zu schütten oder zu verbrennen und damit weiter CO2 zu emittieren, werden die Altprodukte umweltschonend in wieder nutzbare Neuprodukte umgewandelt. Durch diese Kreislaufwirtschaft werden zusätzlich Ressourcen geschont, da für die Herstellung von Plastik kein neues Erdöl gefördert werden muss. Das Ziel ist natürlich, grundsätzlich die Plastikproduktion viel stärker zu reduzieren und flächendeckend auf ökologisch verträglichere Alternativen umzusteigen. Wie der Weg zu diesem Ziel aussehen kann, hat die Biofabrik mit ihren innovativen Technologien eindrucksvoll gezeigt. [1]
Viva la Klima!
Klimaschutz und Welttournee, wie geht das zusammen? Darüber hat sich die britische Musikgruppe Coldplay ausgiebig Gedanken gemacht und einige Ideen entwickelt, damit ihre Welttournee 2022 so nachhaltig wie möglich werden kann. Eine davon ist ein kinetischer Fußboden, der durch die tanzenden Fans Strom erzeugt. Das heißt: Je kräftiger getanzt wird, desto heller das Konzert! Noch wichtiger ist aber ihr Verhalten vor und nach dem Konzert: So werden die Fans dazu angehalten, mit dem Fahrrad oder der Bahn anzureisen, wenn es ihnen irgendwie möglich ist. Das belohnt nicht nur das Klima, sondern auch der Veranstalter mit einem Rabattcode am Eingang.
Für die Band selber ist das Fliegen allerdings bei einer Welttournee, in deren Rahmen sie verschiedene Kontinente innerhalb eines bestimmten Zeitraums bereisen muss, leider nicht vermeidbar. Daher tut die Band ihr Möglichstes, die negativen Auswirkungen auf Klima und Umwelt so weit wie möglich begrenzen. So soll das Flugzeug mit Biokerosin fliegen und für jedes verkaufte Konzertticket will die Band einen Baum pflanzen.
Die Ideen zur Gestaltung einer nachhaltigen Welttour zeigen, dass es bei der Klimaschutz-Thematik kein Entweder-Oder-Denken geben muss, im Sinne von: Entweder Verzicht oder Spaß. Zudem zeigt das Konzept einer nachhaltigen Tournee das Innovationspotenzial des Klimaschutzes und kann viele Konzertbesucher für die Thematik sensibilisieren, andere Musikgruppen inspirieren und der Politik zeigen, dass noch so vieles möglich ist! [2], [3]
Kein Plastik Meer!
»Jeder kann etwas tun!«, wie es immer beim Klima- und Umweltschutz heißt. Dieser Meinung ist auch das Start-up Plastic Fischer: Es stellt eine kostenlose Open Source Anleitung auf seiner Internetseite bereit, mit der man eine Müllbarriere, sogenannte »TrashBooms«, bauen kann, um Plastik aus dem Wasser zu fischen. Karsten Hirsch, einer der Gründer von Plastic Fischer, beschreibt sie als schwimmende Zäune, die den an der Oberfläche schwimmenden Müll stoppen, woraufhin man ihn mit Netzen herausfischen kann. Die Bauweise der TrashBooms ist bewusst einfach gehalten, damit sie möglichst viele Menschen ohne großartigen zeitlichen und finanziellen Aufwand nachbauen können, vor allem im globalen Süden, wo das Müllproblem am größten ist. Plastic Fischer arbeitet mit den Anwohnerinnen und Anwohnern vor Ort zusammen und geht das Plastikproblem an, darunter in Indien und Indonesien. Natürlich bieten andere Hersteller auch vollautomatisierte Sammelsysteme an, bei diesen belaufen sich die Kosten jedoch meist auf über eine Million US Dollar pro Stück. Dem Start-up sind simple Konzepte wichtig, damit jeder versteht, wie der Vorgang funktioniert und nicht das Interesse verliert.
Plastic Fischer selber holt das Plastik überwiegend aus Flüssen heraus, da es dort noch nicht so weit zersetzt ist wie jenes, welches schon längst ins Meer gelangt ist und dort schon viel länger im Salzwasser herumschwimmt.
Wo anschließend der Müll landet, ist eine große Frage, mit einer leider noch ernüchternden Antwort: Weniges wird recycelt, vieles verbrannt oder zu einer kontrollierten Mülldeponie gebracht. Aber vielleicht könnte hier die Biofabrik ansetzen? 😉 [4]
Energiewende in Wildpoldsried
Das bayrische Dorf Wildpoldsried nimmt es selber in die Hand: Über Fragebogenaktionen und Aufklärungsprozesse wurde die Bevölkerung konsequent in die Umgestaltung von Wildpoldsried zu einem Energiedorf mit einbezogen. Wichtig war es, ihnen zu versichern, dass sie am Ende selber von den Investitionen profitieren und den Gewinn daraus bekommen anstatt ein großer Energiekonzern. Heute produziert das Dorf acht Mal mehr Energie als es verbraucht. Zu den Energiequellen gehören u.a. die 300 privaten Photovoltaikanlagen, die die Gemeinde ein ganzes Jahr mit Strom versorgen können. Für die Finanzierung haben die Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen zusammengelegt und insgesamt 37 Millionen Euro für Sonnenenergie, Windkraft und Biogas bereitgestellt, durchschnittlich sind das 14.000€ pro Kopf.
So weit es schon bei der Energiewende vorangeschritten ist, bleibt das Dorf aber nicht stehen: Wildpoldsried beschäftigt sich gerade mit dem Bau eines Elektrolyseurs, der grünen Wasserstoff herstellen soll, also Wasserstoff mithilfe von erneuerbaren Energien.
Das Beispiel von Wildpoldsried soll nicht dazu aufrufen, die Verantwortung an die Bevölkerung abzuschieben, wenn es um die Energiewende geht. Aber es zeigt, wie diese Energiewende aussehen und konkret umgesetzt werden kann. Die durch Aufklärung und Transparenz geprägte Entwicklung des bayrischen Dorfes kann als Vorbild genommen werden, diese Entwicklung mithilfe politischer und finanzieller Unterstützung auch in anderen Dörfern und Städten voranzutreiben. Das Dorf zeigt einmal mehr: Es ist machbar, Investitionen lohnen sich und es kann jeder mitgenommen werden. [5]
Quellen
- www.biofabrik.de, aufgerufen am 09.03.2022
- https://goingreen.ran.de/wie-die-band-coldplay-ihre-naechste-tour-nachhaltig-gestalten-will, aufgerufen am 09.03.2022
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/coldplay-klimaneutrale-tour-mehr-als-nur-pr-100.html, aufgerufen am 09.03.2022
- https://goodnews-magazin.de/mit-open-source-zum-plastic-fischer/, aufgerufen am 09.03.2022
- Gaedt, D. (2021), Digitaler GNM Jahresrückblick, Berlin: Good News Magazin, S. 21-23, aufgerufen am 12.01.2022